· 

Aktienmonopol

Was war das vor Jahren noch eine heile Welt, als der Anleger zwischen unterschiedlichen Anlagemöglichkeiten auswählen konnte. In meiner Banktätigkeit (das ist zugegebenermaßen schon mehr als zwei Jahrzehnte her), gab es Sparbriefe oder Wachstumszertifikate der Bank mit Zinsen, die je nach Laufzeit gestaffelt waren. Bausparen wurde von den meisten als gut verzinste Sparform mit staatlichem Prämienanspruch genutzt. Der Staat emittierte attraktiv verzinste Finanzierungsschätze, Bundesobligationen oder die beliebten Bundesschatzbriefe, die er noch kostenfrei auf einem Schuldbuchkonto verwahrte.


Das klingt geradezu wie ein Anlegerparadies, im Vergleich zu den heutigen Verhältnissen. Natürlich gab es auch damals schon vereinzelt Anleger, die in ‚Aktien machten‘, um eine höhere Rendite zu erzielen. Die galten aber eher als Exoten, Sonderlinge oder gar als Spekulanten. Konservative Sparer indes hatten, ganz ihrer Mentalität entsprechend, eine volle Palette von Bank- und Zinsprodukten zur Auswahl. Kalkulierbare Erträge, feste Laufzeiten - alles planbar und sicher.

Heute ist nichts ist mehr so wie es damals war. Wohin man schaut, blickt man auf eine ausgetrocknete wüstenähnliche Zinslandschaft. Aktien gelten als die einzige Assetklasse, bei der es noch ‚etwas zu holen gibt‘. Um überhaupt noch eine Ertragschance zu haben, werden damit im Grunde sicherheitsorientierte Anleger, quasi schon fast gegen ihre Grundüberzeugung, in schwankungsreiche Anlageformen getrieben. Ansonsten droht ihnen Enteignung per Inflation. Für viele ist dies eine Wahl, ähnlich wie der zwischen Skylla und Charybdis.

 

Bei der Geldanlage komme man heutzutage nicht mehr an der Aktie vorbei, heißt es immer wieder. Das ist für viele Anleger leichter gesagt als getan, auch wenn es bei der Umsetzung den bequemeren Umweg über Investmentfonds gibt.

 

Aktien haben mittlerweile eine Art monopolistische Stellung bei der Geldanlage erreicht. Auch damit lassen sich die steigenden Kurse in den letzten Wochen erklären. Ein Monopol, welcher Art auch immer, ist selten gut und meist mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden.